Trustpilot

Cannabis bei MS - wie können Patienten davon profitieren?

Multiple Sklerose gilt als eine Krankheit mit tausend Gesichtern. Es gibt Behandlungsmöglichkeiten, aber keine Heilung. Seit einigen Jahren haben Betroffene mit Multipler Sklerose die Möglichkeit, unter bestimmten Voraussetzungen eine medizinische Cannabisbehandlung zu beantragen. Wie das wirkt und warum MS Symptome von der Behandlung mit Cannabis profitieren können, haben wir hier für Dich zusammengefasst.

Multiple Sklerose: Was bedeutet die Krankheit und welche Ursachen hat sie?

Warum es zur Entwicklung von MS kommt, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Es ist bekannt, dass Entzündungsvorgänge im Rückenmark und im Gehirn dafür verantwortlich sind, dass Multiple Sklerose ausgelöst wird. Unbekannt ist allerdings, warum diese Entzündungen überhaupt entstehen.

Die Medizin urteilt oft auf Erfahrungen und hat Vermutungen. So sollen beispielsweise verschiedene Viren eine Rolle spielen. Tatsächlich scheint Multiple Sklerose auch erblich bedingt zu sein, das Risiko einer Erkrankung ist um das 30-fache erhöht.

Zu den Leitsymptomen gehören Empfindungsstörungen, Muskelbeschwerden und Sehstörungen, die sich in unterschiedlicher Intensität zeigen. Jeder Betroffene berichtet von anderen Erfahrungen, was die Behandlung von Multipler Sklerose erschwert. Typische Phänomene, von denen MS-Patienten berichten, sind:

  • Verschleiertes Sehen und Schmerzen im Bereich der Augen
  • Vermindertes Farbensehen
  • Lichtblitze und doppelte Bilder
  • Muskelversteifungen und Kraftverlust
  • Lähmungserscheinungen der Extremitäten und des Gesichts
  • Verminderte Temperaturwahrnehmung
  • Nervenschäden wie Taubheitsgefühle, Blitzschläge und Kribbeln

Über diese Symptome hinaus kann die MS weitere Beschwerden auslösen. Dazu gehören beispielsweise Inkontinenz, Ängste, Depressionen, Sprachstörungen und vieles mehr.

Typische Behandlung von MS – diese Möglichkeiten hat der Patient

Wie MS-Kranke behandelt werden und welche Therapieoption am besten passt, hängt maßgeblich von den Beschwerden und der Ausprägung ihrer Erkrankung ab.

Mit medizinischem Cannabis wird erst gearbeitet, wenn keine andere Therapie anschlägt.

Schulmedizinisch werden Menschen mit MS bei einem gering ausgeprägten Verkauf mit Glatirameracetat oder Beta-Interferonen behandelt. Bei solchen Therapien wird das Immunsystem beeinflusst, um zu verhindern, dass schädigende Prozesse die Erkrankung verschlimmern. Im Fokus liegen vor allem entzündungshemmende Eigenschaften, die zu einer Verbesserung des Gesamtbildes inklusive Schmerzen führen können.

Schwere Fälle, die mit hoher Spastizität einhergehen und das Alltagsleben stark beeinträchtigen, werden oft mit monoklonalen Antikörpern therapiert. Dabei werden bestimmte Immunsystem-Rezeptoren blockiert, um eine Ausbreitung auf das zentrale Nervensystem zu verhindern. Auch klassische Immunsuppressiva wie z.B. Azathioprin sind laut Forschung hilfreich.

Es muss aber bedacht werden, dass es keine Heilung für Patienten gibt und dass sämtliche Fertigarzneimittel lediglich die Schwere der Symptome lindern können.

Cannabisprodukte als alternative Therapie – warum kann das funktionieren?

Im deutschen Ärzteblatt wurde davon berichtet, dass medizinisches Cannabis zwar nicht effektiv gegen Spastizität wirksam ist, aber Schmerzen und auch Entzündungen hemmen könnte. Dieser Bericht bezieht sich auf eine Studie, die in Großbritannien durchgeführt wurde. Dort wurden Patienten mit D9-Tetrahydrocannabinol, Cannabisextrakt oder Placebo behandelt.

Während sich bei den spastischen Symptomen der Menschen keine relevanten Unterschiede zeigten, verbesserte sich die Mobilität der betroffenen Personen. THC-Patienten konnten eine Verbesserung von rund 12 % feststellen. Anwender von Cannabis-Extrakten stellten eine 4 %-ige Verbesserung der Mobilität fest und standen dabei den Placebo-Patienten gleich.

Auffällig war, dass die subjektiv geschilderten Verbesserungen nicht mit den objektiv festgestellten Studien übereinstimmen. So empfanden 60 % der Cannabis-Gruppe eine deutliche Verbesserung der Spastizität, die sich objektiv aber nicht nachweisen ließ.

Aus den Studien ging ebenfalls hervor, dass rund 54 % der Betroffenen von weniger Schmerzen berichteten, verglichen mit der Placebo-Gruppe. Es wird darauf geschlossen, dass Cannabispräparate einen Effekt bei der Behandlung von MS haben könnte.

Es gibt allerdings auch Studien bei Multipler Sklerose/MS, die andere Ergebnisse liefern. So brachte eine Untersuchung aus der Schweiz die Erkenntnis, dass bei 37 von 50 Betroffenen durch die Anwendung von medizinischem Cannabis eine Reduktion der Spastizität erreicht werden konnte.

Damit ist klar, dass Cannabinoiden bei MS eine wichtige Rolle zukommen könnten, es aber noch mehr Ergebnisse seitens der Forschung benötigt.

Schmerzlinderung durch Cannabinoide – muss es Cannabis sein?

Die Hauptproblematik bei der Cannabisbehandlung ist, dass die Verordnung für den Patienten nur von einem Arzt erfolgen kann. Hierfür ist die Grundvoraussetzung, dass Medikamente keine ausreichenden Effekte erzielen können. Ein Problem ist das dahingehend, dass sämtliche Medikamente starke Nebenwirkungen haben können. Cannabis ist zwar auch nicht frei von ungewollten Effekten, wirkt aber mitunter milder als chemische Immunblocker.

Nun stellt sich die Frage, welche Option es für Patienten gibt. Und hier rücken Cannabinoide wie CBD in den Fokus. Es gibt erste Studien mit dem Ergebnis, dass Schmerzen und Entzündungen von THC-freiem CBD gelindert werden können. Das würde für Patienten mit Multipler Sklerose eine wichtige Alternative darstellen. Der Vorteil hierbei ist, dass der MS-Patient CBD völlig legal nutzen darf, während Cannabis nur dann zum Einsatz kommt, wenn es vom Arzt verordnet wird.

Auch Begleitsymptome wie Depressionen, Krämpfe, Ängste und Unruhezustände könnten durch die Anwendung von CBD reduziert werden. Cannabidiol ist seit längerer Zeit Gegenstand der Forschung, da es von der WHO als sicher eingestuft wurde und keinen psychoaktiven Zustand auslöst. Die Häufigkeit der Anwendung hat sich in den letzten Jahren deutlich erhöht! 

Entzündungshemmung nur durch Cannabis Blüten oder auch durch CBD-Blüten?

Für die Wirksamkeit scheinen die Cannabinoid-Rezeptoren (CB1 und CB2) verantwortlich zu sein. Sie sind Teil des Nervensystems und des Endocannabinoid-Systems. Eingenommene Cannabinoide interagieren mit diesen Rezeptoren und können womöglich Einfluss auf das Florieren von Entzündungen nehmen.

Zwar reduziert dieser Effekt nicht das Symptom der Spastik direkt, kann aber auf die Stärke der Entzündlichkeit Einfluss nehmen. Weniger Entzündungen bedeuten für MS-Patienten auch weniger Symptome. Ein direkter Vergleich der Wirksamkeit von Cannabis zu Cannabidiol ist in der Praxis noch nicht möglich. Dafür stehen zu wenige Ergebnisse von Forschungen bereit, die langfristig an den Patienten durchgeführt wurden.

Auch ist unklar, ob sich mit Cannabis oder CBD ein Fortschreiten der Erkrankung effektiv verhindern lässt. Es ist ein Wunsch der Medizin, Patienten mit starken Symptomen eindeutig Linderung zu verschaffen. Ein ganz anderer Ansatz ist es aber, den Verlauf der Erkrankung einzudämmen und sie womöglich zum Stillstand zu bringen.

Auch wenn die Ergebnisse noch nicht eindeutig sind, sollten wir Cannabisblüten, CBD und andere Substanzen in den nächsten Jahren nicht außer Acht lassen. Sie werden ein Thema wissenschaftlicher Untersuchungen sein und die Ergebnisse aus Großbritannien und der Schweiz geben bereits Hoffnung für die Zukunft.

Welche positiven Erfolge kann Cannabis bei Multipler Sklerose haben?

Betäubungsmittel Verordnungen werden für MS-Patienten nur mit äußerster Vorsicht ausgestellt. Cannabis ist in den meisten Teilen Europas nach wie vor verboten und so darf es erst zur Anwendung kommen, wenn die klassische Medizin nicht weiterhilft.

Ist eine solche Verordnung vorhanden, kann Cannabis bei Multipler Sklerose in unterschiedlicher Form zum Einsatz kommen. Es gibt Cannabinoide als Spray, als Fertigarznei, aber auch in Form von Blüten. In Deutschland wird derzeit darüber verhandelt, Cannabis zu legalisieren und den Eigenkonsum nicht mehr unter Strafe zu stellen. Das würde die Verfügbarkeit von Cannabinoiden für MS-Patienten deutlich verbessern und könnte sich positiv auf die Behandlungsmöglichkeiten auswirken.

Klar muss sein, dass Cannabinoide keine Heilung bei MS bedeuten werden, auch wenn die vorliegenden Studien positiv sind. Primäres Ziel ist es also, Symptome mithilfe von Cannabinoiden effektiver zu lindern und dabei die Anzahl potenzieller Nebenwirkungen zu reduzieren.

Von Blütenextrakten auf Basis von THC geht eine stärkere Nebenwirkungsgefahr aus. Vor allem Schwindel, Heißhunger und auch ausgeprägte Schläfrigkeit werden berichtet. Cannabisblüten auf Basis von CBD hingegen wirken nicht psychoaktiv und haben daher mildere Effekte und Nebenwirkungen. Vor allem hohe Dosen können hier zum Problem werden und Übelkeit, Magen-Darm-Beschwerden oder Müdigkeit auslösen.

Der Körper gewöhnt sich allerdings schnell an die Behandlung mit CBD, was wiederum Nebenwirkungen bei der Therapie reduziert.

Fazit: Patienten mit Multipler Sklerose können von Cannabis profitieren

Verglichen mit einem Placebo zeigte mehr als eine Studie, dass Patienten mit Multipler Sklerose/MS von Cannabisblüten profitieren können. Da Cannabisprodukte weiterhin nicht legal verfügbar sind, ist der Patient bis dato auf die entsprechenden Indikationen angewiesen und braucht einen Arzt, der eine Verordnung ausstellt. Als Alternative besteht die Möglichkeit, Cannabinoide wie CBD völlig legal und ohne Rezept zu nutzen. Die Interaktionsfähigkeit mit den Cannabinoid-Rezeptoren ist auch bei CBD gegeben.

Wichtig ist, dass Patienten und Patientinnen ihre Arzneimittel nicht absetzen dürfen, selbst wenn die Wirkstoffe von Cannabis die Entzündung reduzieren und auch Schmerzen weniger werden. Einen Arzt zur Beratung und Begleitung braucht es immer, denn die Symptomatik bei MS kann sehr tückisch sein.

Glücklicherweise wird auch in der Medizin immer mehr Offenheit gegenüber Studien zu CBD, Cannabis und Cannabinoiden im Allgemeinen gezeigt. So könnte es künftig denkbar sein, dass Betroffene ihre Symptome nicht mehr nur mit Fertigarzneimitteln, sondern auch mithilfe der Cannabisbehandlung reduzieren können.